Ein Buch über die Deutsche Einheit lesen? Warum sollte ich mir das antun? Schließlich gab es nichts was mich vor zwanzig Jahren mehr gelangweilt hat als das. Lauter vokuhila Pudel mit ihren stinkenden Trabbis, die hämmernd auf der Mauer sitzen, „… dass heute Ihre Ausreise ….“, Birne hier, Birne da, …
Aber jeder weiß noch was er damals gemacht hat. Tja, so ist das wohl, schwierig sich der Welt zu entziehen. Ich habe am ersten Tag der Einheit zu B-Movies wunderbaren Nowhere Girl getanzt. Ein perfekter Moment.
Einen perfekten Moment erlebt auch Benjamin der Hauptakteur in Markus Feldenkirchens Roman Was zusammengehört. Während eines Schüleraustausches in Irland 1989 trifft er seine große Liebe, Victoria. U2s Gloria lässt grüßen. Der eigentlich auf drei Wochen geplante Austausch, wird wegen der gerade geöffneten Mauer verkürzt und so wird Benjamin von seiner Liebsten getrennt.
Fortan schreiben die beiden sich Briefe und telefonieren alle zwei Wochen nur für wenige Minuten miteinander. Die Romanze dauert fast ein Jahr und die ganze Zeit begleiten die Ereignisse der Wiedervereinigung das Geschehen.
Neunzehn Jahre später bekommt Benjamin wieder einen Brief aus Irland. Mittlerweile ist er Banker, eines von den Arschlöchern, die die Finanzkrise ausgelöst haben. Er ist gerade auf dem Weg zu einer irischen Tochter seiner Bank, als der Brief ihm zugestellt wird.
Damit fängt das Buch an. Der Brief wird nicht geöffnet. Und Benjamin fängt an, während er nach Irland reist, über seine Vergangenheit und sein jetziges Leben nachzudenken. Und somit doch kein Buch über die deutsche Einheit, sondern ein Liebesroman für den ich mich nicht schäme ihn gelesen zu haben. (*****)
Hmm, ich weiß nicht mehr, was ich damals gemacht habe. Ich weiß nur, was ich nicht hätte, wenn es nicht so gewesen wäre… Dann wäre der 18. ein Tag wie jeder Andere… :o)